Unter
Folter gestanden die Unglücklichen natürlich alles,
unddann
konnte man sich ihrer ent-ledigen. Kaum eine Stadt, die nicht ihre
Juden vertrieb oder ermordete. 300 Synagogengemeinden, der
deutschen Juden wurden damals vernichtet. Nur wenige konnten entkommen
und wanderten nach Osten in die slavi-schen Länder.
Den jüdischen Besitz teilten die Christen unter sich auf. Da aber
die Juden Kammerknechte waren, also unmittelbar dem König unterstanden
und für diesen Schutz viele Steuern zahlen mußten, bedeute-te dies
einen großen Ertragsverlust für jenen und das Reich. Und so kam
es zu heftigen Prozessen und Beschuldigungen gegen die Städte, die
sich schließlich verteidigen mußten. Der Straßburger Magistrat bat
um Auskunft, wie die Pogrome andernorts verlaufen waren. Dieser
Anfrage verdanken wir einen Pergamentbrief im Straßburger Stadtarchiv
vom Frühjahr 1349: die Stadt Offenburg schildert darin minutiös,
was hier Ende 1348 vorgefallen war. Allerdings unterscheidet sich
dieser Brief in einem Punkt gewaltig von den Schilderungen der anderen
Städte: die Offenburger waren angeblich unschuldig am Tod ihrer
Juden. Denn diese hätten sich selbst verbrannt, und man habe sie
nicht geheißen, das zu tun! Die gleichzeitigen Berichte von Konstanz,
Basel, Freiburg und anderen Orten lassen den Vorgang aber in anderem
Licht erscheinen, und es ist nun wirklich nicht gut einzusehen,
daß gerade den Offenburger Rat Anwandlungen von Edelmut überkommen
haben sollen. Hinzu kommt noch, daß Selbstmord für jeden gläubigen
Juden eine schwere Sünde ist. Die Folterungen der Verdächtigen fanden
über Weihnachten statt: "..und wir ließen ihn wieder ab, weil es
schon spät am Heiligen Abend war. Wir warteten bis zum nächsten
Tage, gingen mittags zu ihm und setzten ihn wiederum zur Rede. Da
gestand er.."
Das Ende ist bekannt, die Brunnen wurden anschließend untersucht,
man fand natürlich nichts drin. Von der mittelalterlichen Gemeinde
Offenburgs blieb nur das großartige Judenbad erhalten - und der
Name eines Gäßchens, das ins kleine Ghetto führte: das Judengäßle
kannte man noch bis etwa 1850, dann wurde es zur Bäckergasse.
|